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Die traditionelle Nutzung von Bienen in aller Welt

Erstellt von H.-J.Flügel
Stand: 03.01.2017

Lebendiges Bienenmuseum Knüllwald

Eine der Aufgaben, die wir uns in unserem Museum gestellt haben, ist die Erforschung der Formen traditioneller Nutzung von Bienen in aller Welt. Hierzu wurden verschiedene Forschungsreisen unternommen und die Methoden der Nutzung der Bienen in den besuchten Ländern im Bild festgehalten.

Durch Beobachtungen und Interviews wurde jeweils versucht, die genauen Vorgehensweisen bei der Haltung bzw. Ernte der Produkte der Bienen zu ermitteln und aufzuzeichnen. Daneben konnten teilweise Exponate für unser Museum gewonnen werden, die in unseren Ausstellungsräumen zu besichtigen sind.

Im ehemaligen Klostergarten: Besichtigung der Imkerei von Pater George aus Brasilien in Bula, mit Dino aus Bissora, Guinea-Bissau.

Allen sozial lebenden Bienen ist es eigen, dass sie aus Nektar und anderen süßen Säften Honig produzieren und diesen bevorraten, um für sie ungünstige Jahreszeiten zu überdauern. Daneben haben sie - ebenfalls saisonal abhängig - zu bestimmten Zeiten besonders viel Brut, also Bienenlarven, die in den Wachszellen zu Bienen heranwachsen. Diese beiden Produkte: Honig als Brennstofflieferant und Brut als Eiweißquelle sowie das Wachs der Waben waren schon früh das Ziel Nahrung suchender Menschen. Schon aus der Steinzeit sind entsprechende Felszeichnungen aus Indien, Südafrika (Zimbabwe) und Spanien bekannt.

Die Kenntnis der Regelhaftigkeit bei der Brut- und Honigproduktion und die Wehrhaftigkeit der Bienen hat sicher früh zu Spezialisierungen geführt. Da die meisten sozialen Bienenarten Höhlenbewohner sind, ist auch die Idee, ihnen künstliche Hohlräume anzubieten, bei den Menschen an vielen Stellen der Erde unabhängig voneinander entstanden. Von der reinen Ausbeutung wilder Bienenvölker bis zur intensiven Bienenhaltung gibt es viele Zwischenschritte, die alle noch heute in verschiedenen Gebieten der Erde zu beobachten sind. Vom Honigjäger bis zum Imker: für die Art der Beziehung zwischen Mensch und Biene gibt es verschiedenste Bezeichnungen; den Versuch einer Begriffsdefinition finden Sie hier.

Die weltweit erste Form der Bienenhaltung ist vermutlich in Kleinasien entstanden vor ca. 6000 Jahren mit der Westlichen Honigbiene, Apis mellifera. Von hier ist diese Kenntnis rasch nach Ägypten gelangt und wurde dort weiter entwickelt zu einer bis heute sehr effektiven Form der Imkerei inklusive der Wanderung mit Bienen. Nur knapp 1000 Jahre jünger ist die zweite, hoch entwickelte Bienenhaltung der Welt bei den Maya in Mittelamerika. Sie domestizierten die beiden stachellosen Bienenarten Melipona beecheii und M. yucatanica, die auch in ihrer Religion eine bedeutende Rolle spielten.

Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) ist eine von mehreren Apis-Arten in der Alten Welt. Je nach taxonomischer Auffassung gibt es zwischen fünf und zwölf Apis-Arten. In Australien sowie Süd- und Nordamerika gab es ursprünglich keine Honigbienen der Gattung Apis., während es in Europa wie in Afrika nur die Westliche Honigbiene gab. Neuerdings wurde die Zwerg-Honigbiene (A. florea) mit dem Flugzeug nach Khartoum verschleppt und breitet sich von dort rasant weiter aus.

Dagegen kommen die ebenfalls sozial lebenden Stachellosen Bienen in allen tropischen und subtropischen Gebieten der Erde vor, also neben Afrika und Asien auch in Australien sowie Süd- und Zentralamerika. Von den Meliponini sind derzeit über 500 Arten weltweit bekannt. Einige Arten werden von Menschen gepflegt und schonend beerntet.

Karte der Verbreitung der Honigbienen (Gattung Apis):
Orange: Apis mellifera; Gelb: A. cerana s.l., Grün: A. florea, violett: A. dorsata s.l., 
rot: A. andreniformis.

Quellen für die Verbreitungskarte der Apis-Arten:
Ruttner, F. (1988): Biogeography and Taxonomy of Honeybees. - Springer-Verl. Berlin, 284 pp.
Sheppard, W.S. & M.D. Meixner (2003): Apis mellifera pomonella, a new honey bee subspecies from Central Asia. - Apidologie 34: 367-375.
Wongsiri, S., C. Lekprayoon, R. Thapa, K. Thirakupt, T.E. Rinderer, H.A. Sylvester, B.P. Oldroyd & U. Booncham (1996): Comparative biology of Apis andreniformis and Apis florea in Thailand. - Bee World 77: 25-35.

Europa

Polen, Frankreich, Ungarn.

Mexiko

Haltung von Apis mellifera in Mexiko / Melipona bei den Maya (Der traditionelle Maya-Name für Melipona beecheii ist "Xunan Cab", was wörtlich "Königliche Dame" bedeutet. Diese Bienen waren ein Symbol des Bienen-Gottes "Ah Muzen Cab").

Indien

Wallbeehive / Honigjäger in Bhopal / Trigona bei Eingeborenen in Reservat.

Guinea-Bissau

In Guinea-Bissau wurden verschiedene Formen der Bienennutzung gefunden, die hier kurz dargestellt sind. Auf der Insel Bubaque leben die Honigbienen nicht in Höhlen, sondern frei in Bäumen.

Kafa, Äthiopien

In der Kafa-Region in Äthiopien wird die Bienenhaltung zum größten Teil noch traditionell betrieben, bildet aber einen wichtigen Einkommenszweig für die ländliche Bevölkerung.
Literatur:
Flügel, H.-J. & E. Geiseler (1982): "Traditionelle Imkerei in Mexiko". In: ADIZ 8/82: 235-240

Geiseler, E. & H.-J. Flügel (1988): "Traditionelle Imkerei in Indien - Wall-Beehive - ". - ADIZ 5/88, 158-159

Geiseler, E. & H.-J. Flügel (1991): "Prähistorische Felsenmalereien mit Bienenmotiven in Indien". In ADIZ 3/91

Geiseler, E., H.-J. Flügel & M. Jelinski (1991): "Der kaschubische Strohkorb. Von der traditionellen Imkerei in Polen". In: Deutsches Imker-Journal 11/91, 443-445, St. Augustin

Flügel, H.-J. (2011): "Die Honigbiene: Arten, Unterarten, Linien und Rassen". In: Lebbimuk 8: 50-66

 

Flügel, H.-J. (2015): "Die Honiggewinnung in der Region Kafa, Äthiopien". In: Lebbimuk 12: 58-68

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Nützliche Links:
Wikipedia: Zwergbuschbiene, Honigbienen, Stachellose Bienen.